Karin Richardt, Susanne Köhler und Heidrun Sachse beim EPD in Eisenach (ganz links Christa Wolf)
Die Frauenhandtasche und ihr umfangreicher Inhalt sind ein echter Klassiker der (Film-) Literatur und des Alltags. Zahlreiche Roman- und Filmhelden haben sich schon über Frauen amüsiert, die planlos in ihren Handtaschen kramen, oder sie dafür bewundert, inmitten der drangvollen Enge der Tasche genau das zu finden, was gerade gebraucht wird. Fragt aber eine Frau im echten Leben ihren Mann: „Schatz, kannst du mir mal eben was aus meiner Handtasche geben?“, wird der ansonsten furchtlose und äußerst alltagstaugliche Held auf der Stelle blass. Eigentlich hilfreich gemeinte Zusätze wie „in der mittleren Vortasche hinten links“ werden als eher kontraproduktiv empfunden. Am Ende würde vielleicht Auskippen helfen, aber der Mann fürchtet sich vielleicht vor der Flut der sich ergießenden Dinge: Lippenstifte, Zahnbürsten, Ersatzstrumpfhosen, Erfrischungstücher, Gummibärchen, Handcreme, Kopfschmerztabletten, sehr wahrscheinlich Tampons und vielleicht Kondome – ein handfestes Survival-Pack.
Nur eins fehlt oft in den Handtaschen von Frauen, und hier hört der Spaß leider schlagartig auf: Geld!
Der Equal Pay Day legt auch in diesem Jahr wieder die Finger in die Wunde: Vom Jahresanfang bis zum 20. März, so viele Tage müssten Frauen länger arbeiten, um so viel zu verdienen wie ihre männlichen Kollegen.
Die Ursachen liegen auf der Hand. Immer noch richten sich Frauen bei der Berufswahl zu wenig nach guten Verdienstmöglichkeiten – Erzieherin und Krankenschwestern sind klassisch weibliche Berufe. Außerdem haben Frauen häufig größere Hemmungen vor Konflikten und scheuen deshalb vor harten Gehaltsverhandlungen zurück. Und schließlich bleibt noch der große Posten der unbezahlten Arbeit, von der Frauen auch im 21. Jahrhundert noch den deutlichen Löwenanteil leisten: Kindererziehung, Kranken- und Altenpflege sowie Ehrenamt sind nach wie vor weibliche Klassiker – wie die Frauenhandtasche und ihr Inhalt.
Bessere Bezahlung für Frauen – das fordern wir am Equal Pay Day!
Dafür brauchen wir mehr Krippen- und Kindergartenplätze, eine Reform des Steuergesetzes, Förderprogramme für junge Mädchen, Seminare zu Gehaltsver-handlungen und vieles mehr. Die Zeiten, in denen wir uns mittels einer Prämie an den Herd drängen lassen oder uns mit unterbezahlten Jobs über Wasser halten müssen, weil wir nach der Kinderpause nichts Besseres finden, müssen ein Ende haben.
Mehr Geld in der Handtasche – dafür kämpfen wir, und dafür finden wir auch mit Sicherheit noch irgendwo ein Plätzchen. Vielleicht in der hinteren Reißverschlusstasche vorne links?
Ihre
Susanne Köhler
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen
Eisenach / Wartburgkreis