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ASF Thüringen

Orte der friedlichen Revolution in Erfurt

Bildung & Kultur

Kurzer Halt am Wenigemarkt. Barbara Sengewald (li.) berichtet über das Zustandekommen eines Gottesdienstes am 8.10.1989

Einen geführten Stadtspaziergang zu den Orten der friedlichen Revolution 1989 in Erfurt unternahmen am 20. Juli auf Einladung der ASF Thüringen interessierte Männer und Frauen. Barbara und Matthias Sengewald, engagierte Zeitzeugen dieser Umbruchzeit, haben in den Nachwendejahren die Gesellschaft für Zeitgeschichte e.V. gegründet und unter anderem einen Stadtspaziergang entwickelt. "Uns störte, dass meist nur an die negativen Seiten der Diktatur erinnert wurde. Natürlich ist das sehr wichtig, aber auch die Revolution, die vom Volk ausging und ohne Gewalt auskam, muss Beachtung finden," erklärte Barbara Sengewald den Teilnehmern.

Los ging es an der Bildungs- und Gedenkstätte Andreasstraße, zur Michaeliskirche, vorbei am Rathaus zum Domplatz. Mit vielen persönlichen Erinnerungen, Fotos und Zeitdokumenten schafften es die beiden ganz hervorragend die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Wie kam es zur Erstürmung der Stasizentrale in der Andreasstraße? Warum waren in Erfurt so viele Frauengrupen aktiv, die eine wichtige Rolle in der Umbruchphase gespielt haben? Welchen Anteil hatte die Kirche? "Einen ganz wichtigen," betont Matthias Sengewald, der in den Achtzigern als Diakon in der evangelischen Gemeinde tätig war und die Friedensgebete mitorganisierte, "Die evangelische Gemeinde stellte Räume zur Verfügung, in denen sich die verschiedenen Gruppen trafen, später kamen die Friedensgebete in den Kirchen hinzu." Zeitweise wurden die Gottesdienste an einem Abend zweimal wiederholt, weil nicht alle Menschen in die Gotteshäuser passten. "Es trauten sich plötzlich immer mehr Menschen, die Möglichkeit zu nutzen, am Mikrofon offen ihre Sorgen und Kritik zu äußern," erinnert sich Barabra Sengewald. Wie leicht die Situation hätte kippen können, machen die Erfuerter Zeitzeugen immer wieder deutlich. "In den Seitenstraßen stand Bereitschaftspolizei, die nur auf einen Befehl gewartet hat. Gott sei Dank ist nichts passiert," so Matthias Sengewald.

Am Domplatz kann man sich gut vorstellen, wie die Menschen nach den Gebeten zusammenkamen, warteten, was passierte, bis jemand an das Mikro trat und über einen wandel in der DDR. In den letzten Reihen hat vermutlich niemand etwas mitbekommen. "Aber die Stimmung muss ein merkwürdige Mischung aus Angst, Euphorie und Tatkraft gewesen sein," vermutet Irene Schlotter, die zur Wendezeit gerade mal neun Jahre alt war. "An die Freudentränen meiner Mutter am Tag des Mauerfalls kann ich mich aber noch gut erinnern." Andere Teilnehmer am Rundgang, die die Wendezeit in Erfurt miterlebten, steuerten immer wieder ihre Eindrück bei und machten den Nachmittag zu einem Erlebnis.

"Herzlichen Dank an Babette Winter, Staatssekretärin für Kultur und unsere stellvertretende Landesvorsitzende, für die Organisation des Nachmittags und natürlich an Familie Sengewald für ihre eindrucksvolle Geschichtsstunde," bedankte sich Heidrun Sachse an Ende eines schönen Abends.
 

 
 
 

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